OV-10 Bronco – das Wildpferd von North American-Rockwell
Bronco – da wird es mir warm ums Herz. Schön ist der Flieger nur bedingt, aber man muss die ZweiMot einfach mal live erlebt haben. Heute ein Oldtimer, in den 80ern mein „Ziel“. Jeder Wehrpflichtige bei der Flugabwehr kannte die Bronco, so auch ich. Wir hatten einen Heidenrespekt vor den Männern in der ZweiMot mit dem Schleppsack am Seil. Es gehört schon was dazu, vor der feuernden FLAK stoisch gerade durchzufliegen und zu hoffen, dass die Jungs am Boden Schleppsack und Flieger unterscheiden können. Uns am Boden ging es aber nicht besser, bloß nicht den Flieger treffen. Passiert ist nie etwas. War der Schleppsack wieder eingezogen, haben uns manchmal die Piloten gezeigt, was das Flugzeug so alles kann - und das war reichlich. Extrem wendig und auch recht schnell. Ein beeindruckendes Flugzeug!
Die Bronco ist ein altes Flugzeug. Man suchte Anfang der 60er Ersatz für die in die Jahre gekommenen Cessna Bird Dog und Cessna O-2 Skymaster. Beide Flugzeuge waren leichte, bewaffnete Aufklärungsflugzeuge welche im Korea- und Vietnam-Krieg eingesetzt wurden. Beide Muster entstanden aus Zivilflugzeugen. Die US-Streitkräfte starteten 1964 eine Ausschreibung zur Neuentwicklung eines zweimotorigen leichten bewaffneten Aufklärungs- und Kampfflugzeuges für sogenannte COIN-Einsätze (COIN = Counterinsurgency = Aufstandsbekämpfung), eine Rolle, die die Skymaster nicht mehr leisten konnte. Kurzstartfähig stand im Lastenheft, zweisitzig mit Schleudersitzen ausgestattet, belastbar bis +8G und natürlich eine starke Bewaffnung mit Maschinenwaffen und Sidewinder-Lenkraketen.
1964 gewann das Konsortium NorthAmerican/Rockwell den Wettbewerb mit dem Muster YOV-10 Bronco. Das Flugzeug ist fast „quadratisch“, also Länge und Spannweite sind nahezu gleich. Bereits 1969 stand das neue Flugzeug im Kampfeinsatz über Vietnam. Obwohl sehr erfolgreich, blieb die ZweiMot nicht lange in Produktion. Nach nur 356 Stück endete die Serienfertigung der Bronco im Jahr 1976.
Ende der 60er Jahre suchte man bei der Bundeswehr Ersatz für die mittlerweile veralteten Hawker SeaFury Ziel-Schleppflugzeuge des DLB und entschied sich für die Bronco. Es wurden daraufhin 18 Flugzeuge des Typs OV-10B beschafft. Diese Baureihe unterschied sich erheblich von den der bei den US-Streitkräften eingesetzten Broncos. Die Waffenstummel vielen weg, die Transportklappe am Mittelrumpf wurde gegen eine Glaskanzel für den Windenfahrer ausgetauscht. Die Schleppzielwinde fand im Rumpf Platz. Auch die Spannweite wurde leicht vergrößert. Wie bei den SeaFuries erfolgte der Betrieb nicht durch die Bundeswehr, sondern durch die zivile Firma Rheinflugzeugbau, welche die Flugzeuge In Lübeck-Blankenese stationierte. Als Kennungen trugen die Flugzeuge die 99+16 bis 99+33. Hier schließt sich der Kreis; diese Flugzeuge hatte ich 1982/83 vor der Flinte, bzw., vor der 20mm FLAK. 2016 konnte ich die 99+18 wiedersehen. Tony de Bruyn hat das Flugzeug restauriert und betreibt das beeindruckende Flugzeug von Belgien aus und ist gern gesehener Gast bei diversen Airshows. Viele flugfähige Broncos gibt es nicht mehr und so war ich recht glücklich, als Tony zu einer Stippvisite auf meinem Stammflugplatz EDTG Bremgarten einschwebte. Ich dachte damals noch, so eine Bronco als Modell, das wärs!
Es sollte bis in den Herbst 2017 dauern, bis ich wieder eine Bronco vor der Flinte hatte; Pichler Modellbau stellte die OV-10 Bronco als Neuheit vor. Ein ARF-Modell mit 180cm Spannweite, Elektroantrieben und Einziehfahrwerk. Volltreffer! Genau meine Größe, handlich, gut zu transportieren, bezahlbar und von Pichler. Mit dessen ARF-Modellen habe ich bislang gute Erfahrungen gemacht.
Also sofort als verfrühtes Weihnachtsgeschenk bestellt mit „all inclusive“-Paket, also den Antrieben, Reglern und Servos. Ich bin ein großer Freund von diesen Komplettpaketen, denn so ist die Baufreude ungetrübt und vor allem wartezeitfrei. Herr Pichler steht bei diesen Komplettlösungen immer mit profundem Rat und Tat zur Verfügung. Gerade in Zeiten des Internethandels für mich ein Highlight, man wird mit der Bestellung nicht alleine gelassen.
Hier geht es zum Pichler-Shop -----> OV-10 Bronco / 1800mm Spannweite
Anfang Dezember war es dann soweit, die ersehnten Pakete wurden angeliefert. Im Riesenkarton das Modell, im kleineren die Hardware.
Die Pichler-Bronco ist perfekt verpackt, jedes Bauteil dick in Flies eingewickelt, teilweise mit Luftpolsterfolie verstärkt. Transportschäden kann es so keine mehr geben, Klasse.
Die Holzkonstruktion ist mit einer stabilen, detailreich bedruckten Folie faltenfrei bespannt. Die Qualität des Modells begeistert. Sauber verklebt, da ist nichts schief oder krumm. Kein Vergleich zu den ARF-Modellen aus früheren Zeiten.
Der Gang zur Waage
Flugmodelle mit Elektroantrieb lieben es leicht. Die Bronco kommt, aus dem Transportkarton befreit, auf rund 3700 Gramm. Das ist ein guter Wert. Fahrwerksbeine und Räder schlagen nochmal mit rund 900 Gramm zu Buche. Pichler sieht sowohl eine Variante mit starrem Fahrwerk, als auch mit Einziehfahrwerk vor. Für das starre Fahrwerk liegen Metall-Befestigungsplatten bei, aber wer macht denn so was bei so einem schönen Modell?! Wer es mag, kann auch das Flugzeug mit Verbrennungsmotoren ausrüsten, die erforderlichen Zubehörteile, wie 2 Tanks, Schläuche, Motorträger und sonstige Kleinteile liegen dem Baukasten dabei. Mit dem ganzen Elektro-Equipment und den Antriebsakkus dürfte also ein Abfluggewicht von rund 8.000 Gramm gut erreichbar sein.
Antriebsstrang und elektrische Ausrüstung
Als Antrieb fungieren wieder Motoren aus der Boost-Reihe von Pichler. In der Bronco kommen die Boost45 Motoren zum Einsatz. Den Antriebsstrom liefern pro Einheit ein 4200er Lemon-RC Lipo mit 4 Zellen, die Regler sind bewährte programmierbare XQ60, ebenfalls aus dem Pichler Programm. Die Antriebsakkus finden im Mittelrumpf sehr viel Platz und werden dort angeklettet. Der verfügbare Akkuplatz ist 280mm lang, 100mm breit und die lichte Höhe beträgt ca. 50mm. Hier bleibt also mehr als reichlich Spielraum unterschiedliche Akku-Sätze zu nutzen. Das elektrische Einziehfahrwerk stammt ebenfalls aus dem Pichler Regal
Beim Studium der Bilderbuchbauanleitung wird einem aber schnell gewahr, hier braucht es viele Servos und lange Kabel um das Wildpferd in die Luft zu bekommen. Pro Fläche je zwei Servos für Querruder und Landeklappen, in den Rumpfauslegern die Kabelsätze für das Seitenruder, Höhenleitwerk, Motorregler und Ansteuerung des Einziehfahrwerkes, nicht zu vergessen die Stromkabel zu den Antriebsakkus. Gerade die langen Kabel fallen doch ordentlich ins Gewicht. Da die Rumpfausleger und Aussenflächen trennbar sind, sind die Steckverbindungen einzuplanen und auch entsprechend zu sichern. Gute Planung bevor (!) man loslegt ist also kein Fehler. Da ich kein Lötkünstler bin, nutze ich gerne vorkonfektionierte Verlängerungskabel mit Sicherungsclips in entsprechenden Längen.
Was mir natürlich sehr gut gefällt ist, dass es der Hersteller geschafft hat, den „shape“ der Bronco sehr gut zu treffen. Alles scheint stimmig und vorbildgetreu. Die riesige Kabinenhaube schreit förmlich nach umfangreichem Cockpitausbau. Schnell fällt auch auf, für „scale“ reicht es nicht ganz. Die Bundeswehr-Broncos hatte hinten eine Glaskanzel für den Windenfahrer, auch tragen diese Schlepper keinen Waffenstummel. Kleinkram, aber Potenzial für späteren Scale-Umbau. Die Basis stimmt absolut und das macht Freude.
Wichtig vor Beginn….. die bedruckte Klebefolie ist extrem empfindlich und das darunterliegende Holz sehr weich. Sehr schnell gibt es unschöne Dellen und sogar Risse. Also die Arbeitsfläche immer mit einem weichen Tuch abdecken und peinlich genau auf Sauberkeit unter dem Werkstück achten, dann bleibt auch die Folie schön.