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Der Baubeginn

Ich für meinen Teil zelebriere diesen Startschuss immer sehr gerne. Dazu gehört für mich ein sehr gutes Gläschen Rotwein aus dem benachbarten Frankreich und viel Muse. Das Öffnen des Kartons, der wunderbare Holzduft, welcher dem Modellbauer entgegenströmt, das Entrollen der großen Pläne; all das sind Dinge welche ich mit allen Sinnen sehr genieße. 

Wie eingangs erwähnt, einmal ausgepackt gibt es kein Zurück mehr. 

Nieuport 28 unboxing 1

Nieuport 28 unboxing 2 Nieuport 28 unboxing Kleinteile3 

Die Bauteile wurden sortiert und sofort an Hand der Teileliste in der Bauanleitung in Baugruppen aufgeteilt. Teilenummern sind auf den gestanzten Bauteilen nicht (!) zu finden, so ist es durchaus zielführend diese zu beschriften. Die dicke Bauanleitung leistet hier hervorragende Unterstützung, sind dort die einzelnen Bauteile mit Nummern verkleinert dargestellt. 

Nieuport 28 Plansatz 1 Nieuport 28 Plansatz2

Mit dabei sind auch ein paar gebogene Drähte für Fahrwerk und Tragflächenstreben, eine ABS-Motorhaube, Makralon für die Windschutzscheibe und Beutel mit zölligen Kleinteilen wie Gabelköpfe, Schrauben und Rudergestänge. Die Gabelköpfe und Schubstangen wandern wie eingangs erwähnt, sofort in die Restetonne, da mit unserem metrischen Maß nicht kompatibel. Das gleiche Schicksal erwartet die Motorhaube.

Nieuport 28 cowlings

  

Nachdem der Bausatzinhalt gesichtet ist, gilt es die Bauanleitung zu lesen und die einzelnen Schritte mit dem Plan gedanklich durchzugehen. Hier muss man sich wirklich Zeit nehmen, dann klappt es auch wunderbar mit dem Aufbau des eleganten Doppeldeckers. 

Nieuport 28 parts sort 1 Nieuport 28 parts sort2

Erst denken – dann kleben! 

Die Bauanleitung beginnt mit dem Flächenbau. Hier gilt ein Grundsatz, der den kompletten Bau begleitet: erst trocken anpassen, dann kleben. Eine ständige Überprüfung mit dem Plan ist Pflichtprogramm. Freestyle-Bauen führt nahezu immer zu Baufehlern, die im Nachgang mühsam ausgemerzt werden müssen. 

Nieuport 28 Fluegelrohbau 1

„Shape the parts“ und „laminate the parts“ verfolgen einen dann bis in den Schlaf, aber es macht dennoch viel Spaß. Die Teile passen wunderbar zueinander, geringe Schleifarbeit und das lösungsmittelfreie Kleben mit dem Weißleim sind ein Genuss. 

Nieuport 28 Fluegelrohbau 2 Nieuport 28 Fluegelrohbau 3 Nieuport 28 Fluegelrohbau 4

Positiv zu erwähnen ist, dass der gesamte Bau der Tragfläche ohne eigens anzufertigende Helling auskommt. Dies liegt vielleicht auch daran, dass das ganze Modell eben auf Modellbau optimiert ist und nicht auf absolute Vorbildtreue. Als Tragflächenprofil genügt eine Clark-Y ähnliches Profil, also Rippen mit gerader Unterseite ohne Füßchen. Die Fläche kann plan auf dem mit Folie geschützten Bauplan aufgebaut werden. Dies garantiert normalerweise einen verzugsfreien Bau. 

Nieuport 28 Fluegelrohbau 5 Nieuport 28 Fluegelrohbau 6

Die Flächenhälften sind sehr schnell erstellt - Baufehler sind schwierig herzustellen, zu genau ist hier der Plan und die Bauanleitung. Auch sind alle Flächenhälften einzeln auf Plan gezeichnet, so ist der „Klassiker“ zwei, zum Beispiel, linke Flächen zu bauen, ausgeschlossen. Dem Bauplan folgend, wurde der obere Flügel komplett fertig gestellt. Ich mag das recht gerne, wenn Baugruppen abgehakt werden können und dann nicht mehr im Weg rumstehen. 

 

„Out of the box“ ist nicht immer der beste Weg  

Eine kleine Optimierung habe ich, abweichend vom Plan, dennoch vorgenommen. Die Lager der Flächenabstrebungen bestehen aus Einschlagmuttern in relativ weichem Sperrholz. Diese sollten zum einen gegen metrisches Material ausgetauscht und auch zum anderen mit 5min-Epoxy gut verleimt werden. Die 2,5mm Gewinde sind empfindlich und schnell hat man das Ganze bei der späteren Montage verknaddelt, oder eine Einschlagmutter löst sich und fällt in den Flügel. Beides übel, denn dann muss man die Bespannung aufschneiden und eine Reparatur vornehmen.

Nieuport 28 Fluegelrohbau 7 Nieuport 28 Fluegelrohbau 8 Nieuport 28 Fluegelrohbau 9

Ich habe mir angewöhnt mit dünnem Sperrholz Wartungsdeckel zu bauen und diese zu verschrauben. Der Aufwand ist minimal, aber schont Nerven bei einer möglichen Reparatur; ja, ich war da schon sehr dankbar dafür. Das Gleiche gilt auch für die Servomontage an den Querrudern.

Nieuport 28 QR Servos 1 Nieuport 28 QR Servos 2 Nieuport 28 QR Servos 3

Nieuport 28 QR Servos 5 Nieuport 28 QR Servos 6 

 

Das Aufwändigste am Oberflügel ist natürlich die Beplankung und die danach folgende Schleifarbeit. Bei der Beplankung sollte man mit Bedacht herangehen. Balsaholz lässt sich zwar hervorragend biegen, schnell gibt es aber auch Risse. Zur Beplankung sprühe ich die Balsabrettchen immer einseitig mit Wasser ein; hier leistet eine Blumenspritze gute Dienste. Nach ein paar Minuten Einwirkzeit lassen sich die dünnen Brettchen wunderbar auf die Rippenfläche verkleben ohne dabei zu brechen oder Risse zu bekommen. Der Nachteil ist die dadurch etwas längere Abbindezeit des Weißleims. 

Mühsam dagegen das Zurechtschleifen der Nasenleiste. Hier ist ganz klar weniger mehr. Mit dem Balsahobel fein abtragen ist immer noch am zielführendsten, elektrische Helferlein dagegen sind tabu. Die Feinarbeit erfolgte mit Schmirgelpapier aufsteigender Körnung bis hin zu 240er Papier. Zu grobes Korn ist zu vermeiden, da das Balsaholz recht weich ist. Höhere Körnung als 240er braucht man im Holzbau nicht wirklich. 

Hat man den Schleifmarathon überlebt, tut man gut daran a.) aufzuräumen und b.) das komplette Konstrukt mehrmals mit Porenfüller anzustreichen. Der Porenfüller verhärtet das weiche Balsaholz und macht es grifffester. Ein weiterer positiver Nebeneffekt ist, dass die spätere Bespannung besser haftet.    

Der untere Flügel ist nach ähnlicher Manier aufgebaut und auch sehr schnell erstellt. Die Nieuport hat die Querruder nur im unteren Flügel, dadurch ist der Bauaufwand etwas höher. Auch hier eine kleine Modifikation zur Bauanleitung: Ich habe die Querruder gleich ausgeschnitten und mit Kunstoffscharnieren angeschlagen. Gerne nutze ich hierfür die bekannten Kavan-Scharniere mit 20mm Breite. Die Scharniere lassen sich sehr einfach auseinandernehmen, indem man den Verbindungsstift zieht; dadurch sind die Ruder vom Flügel trennbar. Dies ist sehr hilfreich bei der späteren Bespannung. Die Servos fanden auch gleich den Weg in den Flügel, wie auch die Verkabelung und der obligatorische Wartungsdeckel auf der Oberseite; die Bauanleitung sieht diesen Bauabschnitt erst am Ende des Rohbaus vor. Kann man sicher machen, aber wie erwähnt hake ich gerne Baugruppen komplett ab. Das Einpinseln mit ein paar Schichten Porenfüller ist der Schlusspunkt. 

Das ist das Schöne und Befriedigende am Holzbau. Fertige Baugruppen und ein sich leerender Karton. Man sieht, wie man dem Ziel näher kommt.