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Stahlbau 

Des einen Freud, des anderen Leid – ich mag die Metallarbeiten beim Modellbau nicht sonderlich. Positiv beim Bausatz ist, dass die Drähte für den Baldachin, die Flächenstreben und auch das Fahrwerk bereits genau abgelängt und gebogen vorgefertigt sind. 

Nieuport 28 cabane struts Rumpf 1 Nieuport 28 cabane struts Rumpf 2

Es waren also nur Lötarbeiten vorzunehmen, aber die haben es in sich. Die Bauanleitung spart dabei nicht an Hinweisen und Tipps. Für den Baldachin musste eine Hilfskonstruktion angefertigt werden, welche natürlich dem Bausatz beiliegt. Hält man sich exakt an den Plan und die Bauanleitung, kann eigentlich nichts schiefgehen.  

Nieuport 28 cabane struts Flügel 1

Wichtig ist, dass die zu lötenden Metallteile absolut fettfrei und angeschliffen sind. Elektroniklot ist nur bedingt tauglich, ich nutze für solche Arbeiten 1mm starken Lötzinn mit Flussmittel. Der Lötkolben sollte schon 80Watt haben, sonst wird das nichts. Ja, man kann das Ganze auch hartlöten, aber diese Technik ist nicht wirklich meins. 

Nieuport 28 cabane struts Flügel 2

Die Flächenstreben mussten auch gelötet werden und zwar direkt auf dem Rohbau. Das ist dann mal wieder ein Geduldsspiel. Damit durch das Löten das Balsaholz der Flügelbeplankung nicht angesengt wird, macht es Sinn ein dünnes 0,4mm Sperrholzstück zu unterlegen; so wird ein Ansengen des Flügels recht gut verhindert. Die Streben sind am Ende recht stabil. Der Schlüssel zum Erfolg ist auch hier Geduld und penibles Ausmessen. Die Flächenstreben, sowie die Baldachinstreben werden dann natürlich noch mit Nutleisten verkleidet und zugeschliffen. So bekommt das Ganze einen schönen Scaleeindruck. 

Nieuport 28 cabane struts Rumpf 3

Nieuport 28 cabane struts Rumpf 4 Nieuport 28 cabane struts Rumpf 5

Entgegen den Flächenstreben ist der Fahrwerksbau sehr einfach und banal. Das Verlöten der Fahrwerksdrähte ging schnell von der Hand und der Vogel steht zum ersten Mal auf eigenen Füssen. Das Originalfahrwerk weicht hier doch erheblich ab, ist es doch verspannt und hat eine gefederte Achse. Die Konstruktion des Originals ist relativ einfach und kann gut an das Modell adaptiert werden, bedingt aber einen Fahrwerksneubau. 

Nieuport 28 Fahrwerk

Ich habe es bewusst so gelassen wie geliefert und das Ganze ein bisschen hingeschummelt. Von der Optik passt es jetzt halbwegs, aber optimal ist das natürlich nicht. Hier habe ich den Bausatzentwickler nicht so richtig verstanden, weil es ein Leichtes gewesen wäre, hier mehr dem Vorbild zu folgen.  

Maßarbeit – Rohbaufinale 

Zielgerade beim Rohbau und sogleich auch eine Schlüsselstelle. Die vormontierten Leitwerke werden mit dem Rumpfwerk vereint. Hier ist nochmals größtes Augenmerk auf die Maßhaltigkeit zu legen sonst fliegt die Nieuport nicht geradeaus. An dieser Ecke entscheidet sich, mit wieviel Trimmung später geflogen wird. Die Seitenruderflosse ist winzig, aber das Seitenruder um so größer. Typisch für die Flugzeuge aus dieser Zeit ist, dass die Querruderwirkung zwar vorhanden, der Seitenruderimpuls aber viel dominanter ist. Ein windschief gesetztes Seitenruder versaut also die komplette Performance des Flugzeuges. Hier ist auf absolute Lotrechtigkeit zu achten. Das Gleiche gilt auch für das Höhenleitwerk, welches ebenfalls genau eingemessen werden muss. Die Bezugspunkte sind hierfür die Rumpfmittellinie, wie auch die Distanz zu den unteren Tragflächenenden. Man kann ein bisschen Schummeln, aber viel Luft ist da nicht wirklich. Spätestens jetzt rächt sich ein wenig sorgfältiger Rumpfaufbau, erst jetzt wird der eventuelle Verzug „messbar“.  Das Höhenleitwerk wird plan auf den Rumpf aufgeklebt. Da an dem Gebilde das Leben des Flugzeuges hängt und ich nur bedingtes Vertrauen in glatte Klebeflächen habe, habe ich ein kleines bisschen optimiert und die Leitwerkseinheit noch mit drei vertikalen Rundhölzern nach „Pfahlbaumanier“ im Rumpf verankert. Dadurch können eventuelle Scherbelastungen gut auf das Rumpfwerk übertragen werden. 

Nieuport 28 HLW Rumpf 1 Nieuport 28 HLW Rumpf 3

Nieuport 28 SLW Rumpf 1

Ein kleiner fieser Balsaknubbel bildet den formschönen Abschluss zum Rumpf. Das Ganze wird noch mit 2mm-Stahldrähten zum Rumpf hin verspannt. 

Nieuport 28 SLW Rumpf 2 Nieuport 28 Verspannung HLW

Jetzt kann man endlich das Fluggerät zusammenstecken und aufbauen. Für mich immer das Highlight schlechthin. Ein schöner sauberer Holzrohbau ist einfach die Krönung. Diesen Abschluss feiere ich immer mit einer guten Flasche Rotwein und einem gepflegten Grillabend, egal zu welcher Jahreszeit auch immer. 

Nieuport 28 Rumpf Rohbau

 

Bügeln – man kann auch ein gerade gebautes Modell damit verbiegen 

Weiter ging es mit einer eher ungeliebten Arbeit – Bügeln. Es muss wohl in der männlichen Genetik hinterlegt sein, dass Bügeln nicht zu meinen Paradedisziplinen gehört. Bevor jedoch der Rohbau gebügelt wird, ist das Ganze mehrfach, wie erwähnt, mit Porenfüller einzustreichen. Der Porenfüller verhärtet das eher weiche Balsaholz und schafft auch eine bessere Klebeverbindung der Folie zum Werkstück. Dass nach jedem Auftrag Porenfüller ein feiner Zwischenschliff erfolgen muss, ist leider Pflichtprogramm. Dazu nutzt man am besten eine feine Körnung, um Materialabtrag am weichen Balsaholz zu vermeiden. 

Das Bügeln ist mit Bedacht vorzunehmen. Der Rohbau ist sehr filigran und sehr schnell schleicht sich Verzug ein, da die Folie doch recht stark schrumpft. Ich nutze hierfür prinzipiell die Oratex Folie von Oracover. Die Gewebestruktur kommt dem Original doch recht nahe, die Verarbeitung ist einfach. 

Quasi als Aufwärmübung, habe ich mit den Ruderblättern begonnen. Da die Scharniere trennbar sind, ist dies auch kein Problem. Jeder geht beim Bügeln seinen eigenen Weg, ich beginne prinzipiell mit der Unterseite. Die Folie habe ich mit rund 3cm Überstand grob zugeschnitten. Mit dem Folienbügeleisen, sollte übrigens in jedem Modellbauerhaushalt vorhanden sein, wurde die Folie an End- und Nasenleiste ohne Spannung angebügelt, nicht jedoch die Rippen oder Rippenfelder. 

Nieuport 28 LW Bespannung 1 Nieuport 28 LW Bespannung 2 Nieuport 28 LW Bespannung 3

Nieuport 28 LW Bespannung 4 Nieuport 28 LW Bespannung 5

Die richtige Temperatur erkennt man übrigens daran, dass sich die Folie leicht verfärbt; beim Abkühlen verschwindet die Verfärbung wieder. Ist das Eisen zu kalt, haftet die Folie nicht und sie verfärbt sich auch nicht. Zu große Hitze erkennt man schön an den entstehenden Löchern in der Folie. Am besten eignet sich natürlich ein Testbügeln auf einem Abfallbrettchen um die optimale Hitze zu ermitteln.  

Die überschüssige Folie wurde danach fein säuberlich mit einem scharfen Skalpell direkt an der Nasen- und Endleiste und den Randbögen entfernt. Direkt danach wird die Ruderblattoberseite gebügelt. Auch hier nur die Nasen- und Endleiste mit dem Folienbügeleisen anbügeln. Erst jetzt sind die Rippen dran und zwar immer Ober- und Unterseite abwechselnd. Den Rest übernimmt der Heißluft Fön, welcher die Rippenfelder spannt. Mit dieser Technik lässt sich Verzug recht gut vorbeugen und vermeiden, da das Schrumpfen der Folie unter Heißluft, oben wie unten gleichmäßig erfolgt. Die Bügelkanten habe ich mit dünnflüssigem Sekundenkleber versiegelt und leicht überschliffen, so sind die Kanten fast nicht sichtbar.

Was bei den Leitwerken funktioniert, passt natürlich auch bei den Tragflügeln und Querrudern. Diese wurden in gleicher Manier gebügelt und mit dem Heißluft Fön gestrafft. 

Nieuport 28 Bespannung Fluegel 1 Nieuport 28 Bespannung Fluegel 2

Nieuport 28 Bespannung QR 1 Nieuport 28 Bespannung Fluegel 3

Der Rumpf erfordert wieder etwas mehr Aufmerksamkeit. Am besten gelingt es mit mehreren dreieckigen Bahnen. Die Bahnen überlappen ganz leicht auf den „stringern“, also den Längsholmen, der Rumpfkeule. Die Balsaleisten sind recht dünn und sehr empfindlich, es ist also angebracht sehr vorsichtig vorzugehen. Die Überlappungen habe ich wieder leicht angeschliffen und mit Sekundenkleber versiegelt. Nach der Lackierung und dem Weathering sind die Nähte nur noch schwer auszumachen. 

Nieuport 28 Rumpf Bespannung 1

Nieuport 28 Rumpf Bespannung 3

Das ganze Bügelgeschäft ist nicht sehr schwierig, aber eben mühselig. Ich mag´s halt nicht.