Dornier Do27 - Pichler Modellbau 

Do 28 Erstflug 4

Dornier Do27 von Pichler Modellbau 

Es gibt für meinen Jahrgang, ich bin 1962 geboren, Flugzeuge, die einen irgendwie das ganze Leben schon begleiten. Dazu gehört mit Sicherheit die Dornier Do27. 

In früher, natürlich flugzeugbegeisterter Kindheit, war die Dornier Do27 Synonym für die Serengeti. Die Zebra-Dornier, geflogen von  Michael Grzimek, Sohn des Tierforschers Dr. Bernhard Grzimek in den Kinder- und Jugendzimmern präsent, der Film „Die Serengeti darf nicht sterben“ Kulturgut. Später, in der allfälligen Bundeswehrzeit war die Dornier Do27 ständiger Begleiter am Himmel, der Sound des 6-Zylinder-Motors nur allzu gut bekannt. Nicht das schönste Flugzeug, aber eben Teil von Lebensabschnitten. 

So wundert es nicht, dass beim Durchsehen der Neuerscheinungen 2013 die Dornier Do27 von Pichler Modellbau einem sofort ins Auge fällt. Die Dornier hat die optimale Größe für einen Feierabendflieger, die 163cm spannende Tragfläche ist zweiteilig ausgeführt, Transportprobleme gibt es da wohl kaum. Elektrisch sollte das Flugzeug ausgerüstet sein, so dass man ohne große Ausrüstung  und Aufwand fliegen gehen kann. Das alles bietet die Dornier. 

Dass die Do27 also  in den Bastelkeller einziehen wird, war schnell ausgemachte Sache, schwieriger war es eher, für welche Lackierung man sich entscheiden soll. Zebra oder Bundeswehr war die Frage. Letztlich habe ich mich für die Bundeswehrvariante entschieden, fliegen doch in dieser Lackierung auch heute noch liebevoll gepflegte Exemplare in den Händen von Enthusiasten. 

Gesagt getan und bei Pichler Modellbau das ARF-Modell geordert. Hersteller des Flugmodells ist VQ-ARF.  Ich habe gerne alles aus einer Hand und so wurde die Bestellung um das empfohlene Zubehör ergänzt. Als Antrieb wurde der Pulsar40, ein Außenläufer der 3-Zellen-Klasse,  gewählt, dazu den 50A-Regler XQ50 von Pichler. Pichler Modellbau hat auch eine eigene Servo-Reihe im Programm, die Master-Servos. Hier wurden 5 kugelgelagerte, digitale Miniservos DS3012 für Querruder, Landeklappen und Seitenruder gewählt, das Höhenruder bekam ein Standardservo des gleichen Herstellers spendiert, das kugelgelagerte Analog-Servo S 4020. Last but not least der „power-Riegel“, also ein 3-zelliger RedPower-Lipo mit 3.250mAh, ebenfalls aus dem Pichler Sortiment. Ergänzt um 2 Propeller war das „Rundum-Sorglos“-Paket geschnürt und der Paketbote ließ nicht lange auf sich warten. 

Das Flugmodell wird in einem großen stabilen Karton geliefert, die Bauteile allesamt fein säuberlich in Folie verpackt. „Transportschaden“ ist dadurch ein Fremdwort, die Freude bleibt ungetrübt. Eine erste Durchsicht zaubert einem ein Lächeln ins Gesicht. Sehr akkurat gebaut, die Klebefolie sauber aufgebracht, keine Falten oder sonstige Ärgernisse. Die Motorhaube ist aus GFK-Material und sehr sauber lackiert. Die umfangreichen Zubehörteile sind in Tüten abgepackt und lassen Baufreude aufkommen. Der Bausatz ist komplett ausgestattet, selbst Spinner und Räder sind in guter Qualität vorhanden. Hier muss nichts nachgekauft werden, was allzu oft ärgerlicher Weise einen ARF-Bausatz unnötig verteuert.  

Do27 parts 2 Do27 kit parts 1a Do27 Rumpfwerk 1

Do27 Pichler Regler XQ50 1 Do27 Pulsar mit Regler 2a Do27 Rumpfwerk 2

Die teilweise zweisprachige Bauanleitung lässt keine Fragen offen, sämtliche Bauabschnitte und die dazu benötigten Teile sind aufgeführt und mit den üblichen Piktogrammen werden die auszuführenden Arbeiten dargestellt.  Man benötigt keine Englisch-Kenntnisse um den Aufbau ordentlich auszuführen, die Bildersprache ist deutlich genug. Hier kommt auch ein Anfänger ganz entspannt zu Recht und hat viel Bastelfreude. 

Begonnen wird mit dem Rumpfausbau, genauer der Montage des Höhenleitwerkes. Hier gilt es die Folie an den Ausschnitten vorsichtig zu entfernen und das Leitwerk in den Rumpf einzuschieben.  Nun zeichnet man die Rumpfkontur an und entfernt auch auf dem Leitwerk die Folie. Hier ist natürlich Vorsicht geboten, will man ja keine Sollbruchstelle einbauen. Darauf weist auch die Bauanleitung hin. Das Vermessen ist schnell erledigt und das Höhenleitwerk sitzt am Platz. Entgegen der Bauanleitung nutze ich hierfür immer gerne 2Komponenten Epoxid-Harz, Sekundenkleber und Höhenleitwerk ist nicht ganz mein Geschmack. 

Do27 Leitwerk Bauspaß 1 Do27 Leitwerk Bauspaß 2 Do27 Leitwerk Vorbereitung 1

Do27 Leitwerk 1 Do27 Leitwerk Anlenkung 1 

Die Montage des Heckfahrwerkes ist in minutenschnelle erledigt, die Optik aber ist nicht so überzeugend. Beim Original sitzt das Spornfahrwerk viel weiter vorne, ist aber auch freidrehbar. Dies ist bei einem Modell nicht optimal, so ist das nach hinten gerückte Spornfahrwerk ein unvermeidlicher Sachzwang, erfolgt die Anlenkung doch über eine Koppelung mit dem Seitenruder. Das Metallhauptfahrwerk besteht aus zwei vorgebogenen und lackierten Alu-Bügeln, die mit dem Rumpf verschraubt werden. Der Fahrwerksspant ist ordentlich verklebt und bedarf so keiner Nacharbeit. Auch das ist erfreulich und beileibe bei ARF-Modellen keine Selbstverständlichkeit. Die unter der Folie versteckten Ausschnitte zu finden ist etwas diffizil, hier sollte man sich Zeit lassen. Hier habe ich eine kleine Optimierung durchgeführt und die Fahrwerksbügel mit M4-Inbus-Schrauben befestigt. Die beigelegten Schrauben sind sicher tauglich, nur mag ich an dieser Stelle Kreuzschlitzschrauben nicht. Der Hersteller lässt es dabei bewenden und die Fahrwerksbefestigung verbleibt unverkleidet. Dieser unschöne Zustand ist mit 2 schnell zugesägten 3mm-Sperrholzbrettchen flink abgestellt. Die Brettchen habe ich mit kleinen Blechschrauben festgeschraubt, so kommt man im Fall des Falles immer an die Fahrwerksaufnahme heran. Die gut bebilderte Radmontage ist schnell erledigt und schon steht die Dornier auf den eigenen Füssen. 

Do27 Fahrwerk 2 Do27 Fahrwerk 1a Do27 Fahrwerk 1

Der Akkuwechsel erfolgt durch die Frontscheibe. Hier hat der Hersteller mitgedacht und die ganze Cockpit-Sektion ist an einem Stück herausnehmbar. Die Einheit wird mit Magneten am Rumpfwerk befestigt, man benötigt also keinerlei Werkzeug für den Akkuwechsel. So macht das Freude. Ist der Rumpf um diese Cockpitsektion beraubt, lässt sich der Motor ohne Mühe einbauen. Hier sind noch die  Bohrungen zu setzen, was aber anhand des sauber vorgebohrten Motorträgers kein Problem darstellt. Auf diesen dicken Sperrholzspant wird dann auch der Motor fixiert. Dem bürstenlosen Pulsar40 liegen sämtliche benötigten Teile bei, so auch kreuzförmiger Mototräger zur rückseitigen Befestigung.  Die Bohrlöcher werden sauber auf den Sperrholzmotorträger übertragen und auch diese Bohrungen gesetzt. Um den unterschiedlichen Motorlängen Rechnung zu tragen, sitzt der Motorspant auf vier langen 5mm-Bolzen. So kann je nach eingesetztem Motor exakt ausgemessen werden.

Do27 Motorspant Bauplan1 Do27 Motorspant 1 Do27 Pulsar40 angebaut 1

Aber auch hierüber lässt die Bauanleitung keine Fragen offen, die Bemaßungen sind exakt definiert. Keine halbe Stunde später sitzt der Motor ausgemessen an seinem Platz. Selbst Sturz und Zug sind bereits vorgegeben, dieser normalerweise etwas diffizile Bauabschnitt Dank bester Vorbereitung sehr zügig abgearbeitet. Für den Modellbauer mit Erfahrung vielleicht etwas unbefriedigend und langweilig, weil man eben nichts mehr denken muss, für den Anfänger perfekt gestaltet. Baufehler sind nahezu unmöglich. Die Montage der Motorhaube mit den beigelegten Blechschrauben ist eine Fingerübung zum Schluss. Lobenswert hierbei ist, dass Pichler Modellbau hier die Bauanleitung um deutsche Hinweise ergänzt hat.  

Der Tragflügel besteht aus zwei Tragflügelhälften mit einer Alurohrsteckung, das Packmass ist also trotz 1,60 Meter Spannweite klein und handlich. Der Tragflügel ist mit Querrudern und Landeklappen versehen, wobei die die Ruderklappen schon fix und fertig stabil angeschlagen sind. Hier müssen also nur noch die 4 Servos verbaut werden. Die Folie ist wieder mit dem Skalpell zu entfernen und die Servos einzuschrauben. Die Servobrettchen sind passgenau gefräst, die Installation der Servos in minutenschnelle abgearbeitet. Zum guten Ton gehört heutzutage natürlich, dass in den Flügel starke Fäden eingelegt sind, mit denen die  Servokabel durch den Flügel gezogen werden können. VQ-ARF hat auch dies vorbildlich gelöst und sorgt somit für ungetrübte Montagefreude. Die Servokabel der Querruder müssen verlängert werden, hierbei habe ich handelsübliche Verlängerungskabel genutzt die ebenfalls bei Pichler bestellt wurden. Die Ruderhörner werden analog Seiten-/Höhenruder in vorbereitete Schlitze eingeklebt. Analog zur Seitenruderanlenkung, habe ich anstelle der Klemmungen für die Anlenkungsdrähte, diese wieder  z-förmig gebogen und eingehängt. Schnell und einfach heißt die Devise.  Die Justierung erfolgt wie gehabt über den ruderseitigen M2-Metallgabelkopf.

Do27 Flaechenservos 1 Do27 Tragfluegel 1 

Die Montage der Flügel an den Rumpf ist einfach und sicher mittels einer Feder gelöst, welche beide Flügelhälften fest an den Rumpf ziehen.  

Nach wenigen Stunden Arbeit steht nun die Dornier Do27 auf der Werkbank und treibt einem eben das gewisse Lächeln ins Gesicht. Schön schaut sie aus, die Dornier. Was jetzt noch fehlt ist das Programmieren der Fernsteuerung. Die Einstellwerte sind in der Bauanleitung dokumentiert, wie auch die Schwerpunktlage. Die Ruder wurden exakt nach Bauanleitung eingestellt, einzig den Landeklappen habe ich den maximal möglichen mechanischen Weg gegönnt. Auf einem 3-Stufen-Schalter mit Zeitverzögerung lassen sich die gewünschten Positionen gut programmieren. Hier zeigt sich auch die Güte der Pichler Master-Servos. Sehr stellgenau, exakte Mittelstellung und spielfrei, so soll das sein.

Den 50A-Regler XQ50 von Pichler habe ich mit doppelseitigen, dicken Schaumstoffklebestreifen an den Motorspant befestigt. Dadurch ist er zum einen vom Rumpf entkoppelt und bekommt nur wenige Vibrationen zu spüren, zum anderen sitzt er damit optimal im Luftstrom. Der RedPower Lipo findet seinen Platz zentral im Rumpf. Damit der Akku nicht verrutschen kann, wird dieser mit zwei Klettbändern befestigt. In dieser Konfiguration benötigt das Flugzeug nur noch 130Gramm Blei in der Nase um den Schwerpunkt auf der sicheren Seite einstellen zu können; hier 65mm von der Nasenleiste aus gemessen.  Das Flugmodell bringt nun rund 2.800 Gramm auf die Waage. 

Also raus auf den Platz, bei perfektem Wetter mit passendem Wind in Startbahnrichtung. 

Do 28 Erstflug 18 Do 28 Erstflug 17 

Schon beim Rolltest zeigt sich der Pulsar40 von der starken Seite, mehr Kraft braucht es nicht wirklich. Beim Rollen gibt sich die kleine Dornier nervös, hier ist also eine feinfühlige Hand am Seitenruder gefragt. Durchatmen und langsam das Gas aufgezogen. Nach rund 20 Meter hebt das Modell von alleine ab und steigt zügig in den Himmel. Erfreulich dabei, dass es absolut keiner Trimmkorrekturen bedurfte. Das Modell ist also sauber und gerade aufgebaut. Halbgas reicht zum entspannten, vorbildgetreuen Fliegen weit aus.  In den folgenden Kurven zeigte sich eine kleine Unart, die aber typspezifisch ist. Bedingt durch die fehlende V-Form der Tragfläche, benötigt die Dornier eine aktive Seitenrudersteuerung, sonst hängt das Heck in der Kurve und die Kurve wird unschön zappelig und unruhig.

Do 28 Erstflug 9

Die Landeklappen zeigen gute Wirkung und generieren beim, in der Bauanleitung angegebenen, geringem 10mm Ausschlag kaum Lastigkeitsänderungen. Bei Vollauschlag stieg das Modell natürlich stark weg. Hier muss also Tiefenruder beigemischt, oder eben gedrückt angeflogen werden. Da ich aber ziemlich „ruderfaul“ bin, wieder zurück zur Erde und umprogrammieren. Die Dornier kommt recht flink zur Landung und neigt dabei zum Springen. „Springen“ heißt zu schnell, also sollte zumindest auf der Glattbahn mit Landeklappen gelandet werden. 

Do 28 Erstflug1

Um das unwillige Kurvenverhalten zu verbessern habe ich auf das Querruder 30% Seitenruder aufgemischt. Will heißen, beim Querrudereinsatz läuft das Seitenruder gleichsinnig mit 30% Ausschlag mit. Auf die Landeklappen habe ich 10% Tiefenruder beigemischt, das verhindert das starke Wegsteigen beim Setzen der Klappen. Um dem Höhenruder etwas Agilität zu entziehen, wurde dieser Ruderweg mit 30% Expo belegt. So sollte es dann perfekt sein. 

Mit dieser modifizierten Einstellung ging es wieder in die Luft und siehe da, die Dornier ist nicht wiederzuerkennen.  Wunderschön weich und brav in der Kurve, sehr ausgewogen und dennoch agil an den Rudern. Die Dornier zu fliegen ist mit diesen Einstellungen die pure Freude und nun auch anfängertauglicher. Mit leicht gesetzten Klappen langsam über den Platz schleichen, das ist es was die Dornier Do27 ausmacht. Mit voll gesetzten Klappen ist ein vorbildgetreuer, steiler Abstieg aus der Höhe ohne Geschwindigkeitszunahme möglich. Perfekt,  so habe ich das Verbindungsflugzeug  auch live beim Vorbild erlebt. Das Déjà-vu zaubert einem wieder das besagte Lächeln ins Gesicht.   

Do 28 Erstflug 3

Auch die Innereien können überzeugen. Der Motor ist ausreichend kräftig und der Regler sehr feinfühlig. In dieser Konfiguration sind mit dem RedPower 3.250 LiPo gute 15 Minuten Flugzeit im Mischbetrieb möglich. Mit dem ebenfalls empfohlenen, stärkeren, Pulsar60 ist mit Sicherheit wunderschöner Segler- oder Bannerschlepp möglich. 

 

Die Dornier ist immer noch im Hangar und darf ab und an in die Luft :-) 

 

 

*****