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Nieuport 28 – Maßstab ¼ - Balsa USA

Holzbau? Warum tut man sich so etwas an? 

Diese Frage schlüssig zu beantworten ist schwer. Beim klassischen Holzbau ist eher der Weg das Ziel, die Arbeit mit natürlichen Werkstoffen und eben neudeutsch „oldschool“. Modellbau mit allen Facetten. 

Für mich selbst ist es schlicht „Balsam für die Seele“; es begeistert mich immer wieder aufs Neue, aus einem großen Haufen Holzleisten ein Flugzeug entstehen zu lassen. Wie lange das Projekt am Ende dauert, ist für mich nicht relevant. Es dauert eben so lange wie es dauert. 

Leider gibt es weltweit nur noch wenige Hersteller, welche sich dem klassischen Holzbau verschrieben haben; einer davon ist der Amerikanische Hersteller Balsa USA (BUSA), wenn auch spezialisiert auf die alten Drahtkommoden aus dem Ersten Weltkrieg. Mein Herz schlägt für die alten Kisten, ist doch der technische Aufwand gering und dadurch auch die Kosten. Es bedarf keines Einziehfahrwerks und Landeklappen gibt es auch nicht. Die Servoanzahl ist also überschaubar, das schont die Hobbykasse ungemein. „Keep it simple“ heißt die Devise. Auch fliegen Doppeldecker aus der Ära relativ langsam und unkritisch, das nenne ich jetzt einfach mal „altersgerecht“. 

Die Bausätze sind wirklich sehr schön gemacht und ebenso wichtig, das fertige Modell fliegt sehr gut. Der Bauaufwand ist schon hoch, aber auf der anderen Seite sieht man sehr schnell Erfolge und das motiviert ungemein. 

Der Direktimport aus den USA ist kaum zielführend, Zoll und Frachtkosten sind schlicht sehr hoch. Fun-Modellbau hierzulande führt das BUSA-Sortiment zu marktgerechten Preisen und dort habe ich auch mein Modell geordert. Erfreulich dabei, Christian Kamann, selbst Modellbauer, steht einem mit Rat & Tat zur Seite, auch prüft er die Baukästen auf die Güte der Teile und tauscht bei Bedarf aus. 

Da dies bereits mein zweiter BUSA-Kit ist, wusste ich, was auf mich zukommt. Man muss sich mit der Amerikanischen Bauweise anfreunden, hier ist alles relativ einfach gezeichnet und auch gebaut. Man runzelt die Stirne schon des Öfteren und man ist geneigt, zu optimieren. Kann man machen, muss man aber nicht. Die Konstruktionen sind durchdacht und auch ausreichend stabil für den Flugbetrieb. Bei meiner BUSA Fokker D.VII habe ich viel geändert, versteift und verstärkt. Gebracht hat es, außer zu viel Gewicht, nichts. So war dann auch bei der Nieuport 28 das Credo, einfach nur dem gut gezeichneten Plan und der Bauanleitung zu folgen – „out oft he box“ wie der Amerikaner zu sagen pflegt. Nicht im Bausatz enthalten sind die passenden Räder und Montagematerial für den Antrieb. Anlenkungsdrähte und Gabelköpfe sind Packungsinhalt, aber eben leider zöllig. Hier empfehle ich, alles in die Tonne zu werfen und nicht in der Restekiste zu lagern. Zu schnell kann es zu Verwechslungen kommen und ein auf zölliger Gewindestange durchrutschender, metrischer Gabelkopf kann zum Modellverlust führen. 

Die Motorhaube ist aus ABS und nur bedingt tauglich, macht sich im Garten als Übertopf aber ganz hübsch. Hier wurde aus dem Zubehörhandel eine passende Alu-Cowling beschafft. 

Bevor es an den Aufbau geht, sollte man ein paar Dinge beachten. 

Zuallererst: nach dem Auspacken bekommt man das Baumaterial nie wieder in den Karton! Es ist eines der Mysterien von BUSA: wie bekommen die das Material in den Karton? 

Zum Zweiten: ein Englisch-Wörterbuch, eine Zoll-Zentimeter-Umrechnungstabelle, Schraubzwingen in diversen Größen und kiloweise Stoßnadeln sollten vorrätig sein. Die Bauanleitung ist in englisch verfasst, die Bemaßungen natürlich in Zoll und Inch. Dass man einen Bauplan „lesen“ und „verstehen“ kann, setze ich jetzt einfach mal voraus. 

Zum Dritten: Weißleim wie Ponal-Express ist das Maß der Dinge. Sekundenkleber kommt nur zum Heften zum Einsatz. Wie erwähnt „old school“ eben. Natürlich muss man die verlängerten Trocknungsphasen aushalten können, aber auch das gehört zum Baugenuss. Schneller geht es natürlich mit Sekundenkleber, aber das ist nicht mein Ziel.

Zum Vierten: eine schönes großes Baubrett muss her, sonst wird das Nichts mit dem verzugsfreien Aufbau. 

Dass man zum Holzbau auch adäquates Werkzeug benötigt, sollte einleuchtend sein; hierzu zählen diverse Feilen und Sägen, Balsahobel und ein Sortiment an Schleifpapier. Cuttermesser und Skalpell gehören sowieso zum Standardequipment beim Modellbau. Wichtig ist, dass Messerklingen und Sägeblätter scharf sein müssen; gerade beim Balsahobel ist ein Klingenwechsel ein Garant für sauberen Abtrag. Unverzichtbar auch Material zum Beschweren. Ich nutze da gerne kleine Sandsäckchen und fürs Grobe Hantelgewichte. Letzteres hat wohl jeder irgendwo im Keller als Überbleibsel von euphorisch gekauften und doch ungenutzten Fitnessgeräten. Ein absolutes Muss sind auch Winkelwerkzeuge aus Metall zum lotrechten Anbringen von Spanten und Rippen, sowie ein flexibles Stahllineal zum Zuschneiden von Balsabrettchen.