Weathering Tutorial - Farmall Tractor 1/16
Aus einer Schnapsidee wurde eine Challenge und nun daraus ein kleines Tutorial ;-)
Objekt der Begierde ist, für mich total untypisch, ein ...... Traktor. Das recht hübsche Modell ist von Ertl im Maßstab 1/16. Warum der Farmall? Er war günstig und greifbar. Meine Leidenschaft liegt ja nicht bei Traktoren, so war mir letzlich der Typ egal, Hauptsache billig.
Ein einfaches Metall-Modell, aber dennoch mit schönem Detail - so schön geputzt wird er nie wieder aussehen ;-)
Das Modell lässt sich nicht demontieren, macht aber nichts. Die Gummiräder sind gleich entfernt, mehr ist eh nicht zu tun. Damit die Gummireifen nicht reissen, empfiehlt es sich diese mit einem Fön leicht anzuwärmen.
Zu aller erst überziehe ich das Modell komplett mit einem matten 2K-Klarlack, hier das Produkt von MiPa. Ein weathering würde auf der sehr glatten Oberfläche nicht funktionieren, also muss mattiert werden. Zum anderen wirkt der Hochglanz eher unwirklich.
Während der Klarlack aushärtet (mindstens 24h - denn der Lack muss später sehr viel aushalten) Materialkunde, bzw. das Zusammenstellen der Materialien. Ich nutze hierbei diverse Produkte von AK und neuerdings AMMO Mig. Gerade die Produkte von AMMO aus Spanien haben mich bei diesem Projekt total überzeugt. Tolle Pigmente und washings, besser geht es in meinen Augen kaum.
AMMO ist eine wunderbare Manufaktur, welche eben Pigmente, washings und was es alles noch so gibt vertreibt. Der Internetshop liefert flink und zuverlässig und "nein" ich erhalte keine Werbeprämie --> Link zu AMMO by Mig Jiminez
Was braucht man sonst noch? Ein guter Rotwein ist immer zielführend ;-), reichlich Pinsel, Terpentinersatz in rauen Mengen, diverse Schleifmittel, Schminkschwämmchen, Schaumgummireste, ausreichen Originalbilder des Weathering-Objektes und ein gerüttelt Maß an Geduld.
Wichtig beim weathering ist, immer Stück für Stück, Technik für Technik. Das Schöne dabei, hat man sich vergallopiert, kann man das Ganze relativ gut mit Terpentinersatz abwaschen. Die Zeit dafür ist natürlich begrenzt - ist alles durchgetrocknet geht leider nichts mehr.
Los gehts :-)
Washing ist bei mir immer der Beginn. Diverse braun- und Öl-Töne, relativ stark verdünnt mit einem Pinsel in die Rillen und Sicken laufen lassen. Durch den Kapillar-Effekt zieht es das awshing direkt in alle Fugen und Ritzen hinein. Das Ganze wieder abwischen/abtupfen und wieder von vorne beginnen, bis der richtige Effekt erreicht ist. Durch das tupfen verbleiben die Pigmente in der Washing-Flüssigkeit am Werkstück haften. Ein sehr realistischer Effekt.
Nur Mut, kräftig das ganze Werkstück einsuppen und wieder abtupfen. Hat sich zuviel des washings "angesammelt", so das ganze mit Terpentin stäreker verdünnen und abwaschen.
Ja, sowas geht nicht aufs mal. Bis das Ganze halbwegs nach was aussieht, sind schon mehrere "Behandlungen" mit dem Washing fällig. Soviel zum Thema Geduld, wir sind ja nicht auf der Flucht ;-)
Zwischendurch den Auspuff etwas angerostet. Hierzu nutze ich gerne Rostfarbe von Revell, sowie Rost-Pigment. Das Ganze wird mit einem Schwämmchen aufgebracht.
next step - washing mit den wash-mig´s , hier zuerst "modern vehicle wash". Schon stark wie unterschiedlich die Pigmente sind; die Mischung von AMMO ist schon super gemacht. Nicht zu sparsam anwenden, dick einpinseln, mit Terpentin verdünnen und tupfen-tupfen-tupfen. Wichtig auch nach dem Auftrag, immer schön mit Terpentin verteilen und einschwemmen. Jetzt wird auch klar, warum der zuvor aufgetragene Klarlack zwingen voll ausgehärtet sein muss.
Das weathering trocknet natürlich matt/seidenmatt auf, die sichtbaren Glanzstellen sind das noch nicht "geflüchtete" Terpentin.
Kleines Tool. Auf einem Holzspatel einfach sein Stückchen Kosmetikschwamm geklebt
Mit dem Tool kann man jetzt ganz gezielt washing aufnehmen und verteilen. Dier erste Lage von vielen sieht schon vielversprechend aus.
... ebenfalls unverzichtbar, gezupftes Schaumgummi - damit lässt sich prima die washing-Flüssigkeit tupfen. Das gibt unregelmäßige Flächen. Ganz wichtig beim weathern: Symmetrie ist unbedingt zu vermeiden!
Mit dem Schaumgummi-Schwämmchen kann man wunderbar Rostflecken simulieren. Aber bitte auch hier aufpassen"wo" überhaupt Rost sein kann. Hier hilft immer der Vergleich mit dem Original.
Den Rost habe ich mit AMMO "streaking rust effects" herausgearbeitet.
Erscheinen die Stellen zu "künstlich", einfach mit einem superfeinen Pinsel Terpentin tupfen und verflüssigen
Arbeitsplatz
Das washing erfolgt natürlich in unterschiedlichen Farbtönen, nur so ergibt sich ein realistisches Bild. Man sollte etwas Obacht geben, welche Farbtöne man nutzt. Die Bodenbeschaffenheit ist entscheiden. Versucht man z.B. europäisches weathering aufzubringen, wäre das Pigment Wüstensand fehl am Platz. Hier zu Lande hat es eher dunkle Böden, also dunkles Pigment.
Das Pigment von AMMO ist extrem fein. Man bringt das Ganze am besten mit einem Borstenpinsel auf und verflüssigt das Ganze wieder mit Terpentin. So sammeln sich die Pigmente genau an den Ecken und Kanten wo es hin soll.
Das sieht jetzt natürlich "wild" aus, aber nach dem Abtrocken des Terpentin verliert das Ganze an Kraft. Ist man der Meinung dass das alles zu viel ist, schlicht mit Terpentin abwaschen solange alles noch nass ist. Ist das Pigment abgetrocknet wird es schwer.......
Feinschliff - hierzu eignen sich die AK-Lead-weathering-Stifte hervorragend. Im Prinzip wie ein Bleistift ohne Holz. Gepresstes Pigment in Bleistift-Form. Kurz in Terpentin tunken und die herausstehenden "Linien" bemalen - der metallische Effekt ist beeindruckend. Das wirkt dann wie Farbabschürfungen und Kratzer.
So langsam wird das Ganze wie ich mir das vorgestellt habe. Die "Rotznasen" vorne sollen Kühlflüssigkeitsläufer darstellen. Auch hier sieht man wieder, dass AMMO mit denkt. Die ölige Flüssigkeit trocknet glänzend auf, wie am Original eben.
Das Basisweathering ist nun aufgebracht, jetzt geht es an die groben Verschmutzungen, ist ja ein Traktor im Einsatz.
Hier auch schön zu sehen, die Interpretation von ausgelaufenem Diesel beim Tanken - glänzend aufgetrocknet. Die Roststellen wurden wie erwähnt mit dem Schaumgummi vorsichtig getupft.
Ackerdreck .... ein wildes Mischmasch aus Schlammpigmenten und echten "Naturstoffen". Vogelsand eignet sich dafür hervorragend.
Die Pampe satt auftragen und wieder abwaschen und abtupfen. Ja, das ist diffizil und aufwändig, aber was muss das muss. Und ja 2.0, es ist eine Riesensauerei. Mit dem Borstenpinsel tupfen und auch "spritzen", also aus größerer Entfernung über die Borsten streichen, so fliegt der Dreck auf das Werkstück ... und auf die Werkbank.
Mit dem Auftrocknen des Terpentin kommt dann auch die Echtfarbe raus, es wird also wesentlich heller. Das ist irgendwo auch der "point of no return". Ist die Pampe trocken und damit hart geworden, lässt sich das Thema mit Terpentin nicht mehr korrigieren, dann hilft nur noch kratzen.
Finale .... die Reifen.
Jetzt werden wieder die Reifen aufgezogen. Hierzu lege ich die Gummis in heisses Wasser (rund 60Grad) und ziehe sie schnell auf die Felge. Mit dem Abkühlen sitzen die Pneus dann wieder fest. Auch die Reifen werden eingeschlämmt....
Natürlich werden die Stollen an den Aufstandsflächen wieder gereinigt, so ergibt sich dann ein sehr realistisches Bild.
FERTIG !!!!
Vorher :
Nachher:
Vorher / nachher
Ich hoffe, dass das kleine Tutorial inspiriert ! Viel Spaß beim weathern :-)
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